MATERIAL und ARBEITSWEISE
Das Werk der Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben erschließt sich am besten über den charakteristischen Aspekt des weniger konzeptuellen als intuitiven Umgangs mit einer enormen Bandbreite an Materialien und Stilmitteln.
Plastisch arbeitete sie vornehmlich mit TonErde, vereinzelt auch mit Bronzeguss. Mal feinst-zerbrechlich, mal handschmeichlerisch-sinnlich, mal derb-archaisch – immer ist die starke Präsenz in Gravur und Haptik prominent.
Als Malerin verteilte Felicitas Lensing-Hebben mit Pinsel, Feder, Rakel oder Druckstöcken, Öl, Tusche, Kreide oder reine Pigmente auf Holz, Papier, Leinen, Maulbeerbaumrinde oder gebranntem Ton.
Bei den Bildwerken dominiert die satte Optik – delikateste Farbtöne in Hülle und Fülle aus den unterschiedlichsten Malstoffen.
Und doch spürt man die Verbundenheit:
Der Textur der Bilder entspricht die Gravur der Skulpturen.
Die TonErde ist im Werk von Lensing-Hebben eine Metapher des Schöpfungsaktes: In die Plastik werden Gravuren aller Art als Spuren des Lebens geritzt und geschnitten, bevor über die luftgetrocknete Form farbige Engoben, Fritten, Porzellanmehl oder wieder reine Pigmente gleichsam als Gewand geworfen werden. So kann die TonErde ihr spezifisches Potential entfalten:
Die Transformation und deren Verkörperung. Sie geht von weich zu hart, von amorph zu definiert, von formbar zu ewig. Und verkörpert alle Elemente: aus der Erde wird mit Wasser an der Luft und dann im Feuer: Form!
Der intuitive flow der inneren Wahrnehmung tritt im Schaffensprozess an die Oberfläche.
INTENTION
Thematisch ging es Lensing-Hebben zunächst mehr um die Wechselwirkung von Form und Raum.
Wie verändert der Raum die Form?
Wie verwandelt die Form den Raum?
Wie verhalten sich Fläche und Körper zueinander?
Die Perspektive bedingt die Wirkung im Raum.
Später behandelten ihre Arbeiten vorzugsweise existentiellere Fragen, so nach dem Weg des Lebens und der inneren Haltung des Menschen.
Wie steht der Einzelne im Leben?
Wie steht er zum Leben? Und zu seinem Gegenüber?
Wie steht das Leben zu ihm?
Wie geht er durch sein Leben?
„Ich will durch das Äußere das Innere darstellen“, sagte sie in einem Interview im Sommer 2021.
In ihren letzten Arbeiten zeigt sie in technisch meisterlicher Beschränkung auf wenige Formen und Arten ihrer Verformung die Formbarkeit ihres Materials. Sie geht nicht mehr in die Höhe, es geht in die Tiefe. Nicht spektakulär groß, nein: klein, verinnerlicht, ganz reduziert. Thematisch war sie angekommen, auf dem Grund: der Seele.
Preise und Ankäufe
Kunstmuseum Ahlen
4. Biennale Kleinplastik Hilden 1998
Viktoria Versicherung Düsseldorf